Warum zieht ein Format wie „The Biggest Loser“ Zuschauer an?

Was macht es für Menschen so spannend, extrem übergewichtigen Menschen beim Abnehmen zuzusehen? Zuzusehen, wie diese sich Woche für Woche abstrampeln, um Gewicht zu verlieren. Ist es der Voyeurismus auf nackte Fleischbeschau? Ist es das gute Gefühl, da man ja selber ’schlanker‘ ist? Oder ist es wie bei so vielen Trash-TV-Formaten einfach nur der Genuss an menschlichen Sozialstudien! Ach ja! Auf dem Sofa gammeln und das fremde Desaster genießen ist wohl der allgemeine Bildungsauftrags im TV!

Wir wissen das ja eigentlich alles schon, was wir uns da anschauen, oder? ‚Fette‘ Menschen – wie in The Biggest Loser – müssen zu Hochleistungen motiviert werden und eine absolut strikte Diät halten! Hartes Training führt zum Ziel! Denn: Nur die ‚Harten‘ kommen in den Garten…äh…ins Finale und GEWINNEN! Die Schwachen, die ‚NUR‘ 2,5 kg abnehmen (und nicht 4 kg) pro Woche wie ihre Mitstreiter werden rausgekickt! Shame of you – denn IHR habt es in dieser Woche echt nicht gerockt! Das habt ihr jetzt davon! Ätsch!

Das Erste, was man bei einer Abmagerungkur verliert, ist die gute Laune.

Gert Fröbe

Hauptsache der Zuschauer hat gute Laune! Aber: Geht es bei Biggest Loser noch um gesundes & achtsames und vor allem LANGFRISTIGES Abnehmen?

Sobald die Biggest Loser Teilnehmer aus dem Camp ausgeschieden sind, ist es vorbei mit den extrem niedrigen Kalorien, dem körperlichen Extremprogramm und der Alltag kehrt wieder ein. Meine Frage: Hat sich der Lebensstil der Kandidaten nachhaltig verändert? Und: Wie groß ist die Motivation nach einem frühzeitigen Ausscheiden aus dem Camp – nach dem vermeintlichen Misserfolg?

Die Kanditaten sind Spielfiguren in einem öffentlichem Schauspiel, bei dem die Sichtweise auf dicke Menschen in unserer Gesellschaft widergespiegelt wird. Wir urteilen über das Können oder Wollen und das Aussehen. Und am Ende geht es nur um Geld für den GEWINNER und den Sender und natürlich um Enschaltquote – nicht um ein gesundes und nachhaltiges Abnehmen.

Dick, fettleibig oder übergewichtig sein bedeutet nicht, dass ein Mensch sich ständig von Cola, Pommes und Kuchen ernährt und ’schwach‘ ist. Unser Gewicht setzt sich aus ganz vielen Faktoren zusammen. Zunächst dürfen wir uns bei unseren Eltern bedanken, denn die Spermien und Eizellen geben uns genetisch schon das Gewicht unserer Eltern mit auf den Weg. Eine unzählige Anzahl von Faktoren greift jedoch in unsere körperlich Entwicklung mit ein: Umwelteinflüsse, Emotionale Ereignisse oder körperliche Probleme. Weiterhin heißt es: sage mir wie Du lebst, und ich sage Dir, wie Du aussiehst. Vor allem haben daher Lebensstil, Aktivität und Lebensmittelauswahl Einfluss auf unser Wohlergehen. Und nach neuesten Erkenntnissen beteiligen sich auch unsere Darmbewohner – unser Mikrobiom – an unserem Körpergewicht.

Zielscheibe sein für Gaffer! Wer möchte das?

Unser Gewicht ist keine Zielscheibe für Gaffer in unserer Gesellschaft und Geld sollte keine Motivation für Gewichtsabnahme sein! Wirkliche Motivation kommt von innen und vom Wissen! Wissen über seinen Stoffwechsel, seinen Körper, seinen innernen Schweinehund. Es benötigt keine Lästerattacken von außen, sondern wirkliche Unterstützer in allen Lebenslangen! Langfristig!

Eine DIÄT, die extrem unter dem eigentlichen Grundumsatz liegt, führt zu schnellen, jedoch nicht langfristigen Erfolgen. Wer sich über das Trash-TV hinaus mit den ‚Losern‘ beschäftigt, liest von der großen Rückfallquote: Große und vor allem schnelle ‚Loser‘ haben nach einiger Zeit ein größeres PLUS als noch vor dem Camp. Das ‚fallen gelassen werden‘ nach der Show wird scharf kritisiert. Stimmt: Das Abnehmen ist eine Show und hat nichts mit unseren realen Möglichkeiten zu tun, gesund abzunehmen!

Traurige Abzocke! Erkennbar wer hier die Loser sind!