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Eine weit verbreitete, aber immer noch unterschätzte…weil oftmals nicht diagnostizierte Darmproblematik…ist die Dünndarmfehlbesiedlung. Sie wird meistens auch kurz mit der Abkürzung SIBO bezeichnet… SIBO steht für ‚Small Intestinal Bacterial Overgrowth‘ das englische Wort für Dünndarmfehlbesiedlung.
Die SIBO ist eine bakterielle Entgleisung im Darm, bei der es zu einer übermäßigen Ansiedlung von Bakterien im Dünndarm kommt. Normalerweise ist eine gesunde Dünndarmflora mit einer sehr viel geringeren Bakterienzahl besiedelt als der Dickdarm. Bei einer Fehlbesiedlung des Dünndarms befinden sich mehr Bakterien als normalerweise im Dünndarm. Die Bakterien verstoffwechseln dort vorzugsweise die von Dir verzehrten Kohlenhydrate….was normalerweise erst weiter unten im Dickdarm passiert.
Diese frühzeitige Verstoffwechselung im Dünndarm kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, da sofort – recht kurzzeitig nach dem Essen – im Dünndarm bereits Abbauprodukte wie Wasserstoff, Kohlendioxid und kurzkettige Fettsäuren entstehen …bei einer SIBO für Dich spürbar mit vielen Beschwerden die Deine Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.
Bähungen, Bauchkämpfe, Durchfall, Verstopfung…naja, diese Beschwerden hast Du schon vielfach hier im Podcast gehört und das ist auch häufig das Problem in der Diagnostik.
Die Symptome passen einfach zu vielen Erkrankungen und Unverträglichkeiten…auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kommt es zum Beispiel zu solchen – also den gleichen – Symptomen.
Bei der SIBO ist es klassischerweise so, dass direkt…also innerhalb kürzester Zeit nach dem Essen dramatische Beschwerden auftreten.
Der Unterschied: Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen treten die Beschwerden eher nachts auf.
Die Blähungen bei einer SIBO sind auch gut abzugrenzen gegenüber ..naja-…‘normalen‘ Blähungen im Dickdarm, denn sie lassen sich nicht so einfach loswerden mit klassischen entblähenden Mitteln. Die Gase aus dem Dünndarm entweichen eben nicht so einfach, wie die Gase aus dem Dickdarm.
Durch die Bakterien im Dünndarm entstehen bei der SIBO viele giftige Abbauprodukte, die Auswirkung auf Deinen ganzen Körper haben können…auf Deine Organe, Deinen Stoffwechsel, Dein Gehirn.
Bekannterweise nimmt Dein Darm über die Darm-Hirn-Achse großen Einfluss auf Dein Gehirn und ist beteiligt an vielen neurologischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Konzentrationsstörungen. So sind auch häufig Kopfschmerzen, Migräne, allgemeine Erschöpfung, Schlafstörungen und ein sich ‚benebelt fühlen‘ weitere Symptome einer SIBO, die häufig auftreten.
Vielfach kommt es auch zu Vitamin und Mineralstoffmangelerscheinungen. Darmschleimhautentzündungen führen zusätzlich zu vermehrten Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Sehr häufig tritt bei einer SIBO eine Histaminunverträglichkeit auf. Auch eine Lactoseunverträglichkeit, die erst im Erwachsenenalter auftritt, sollte Dich vielleicht einmal an eine SIBO denken lassen.
Die Ursachen einer SIBO sind ganz vielfältig. Mechanischen Blockaden im Darm, wie Darmverschlüsse oder Tumore oder auch chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Übergewicht können eine SIBO begünstigen.
Auch eine verlangsamte Magen-Darm-Passage des Nahrungsbreis kann zu einer SIBO führen, da die Bakterien mehr Zeit haben Nährstoffe zu verwerten. Dies führt zu einer Vermehrung und Verbreitung von Mikroorganismen.
Weitere Faktoren wie Magensäure, Gallensäuren und Verdauungsenzyme wirken ebenso auf die Regulation des Mikrobioms ein.
Die weitverbreitete dauerhafte Einnahme von Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol und Pantoprazol zum Beispiel reduzieren die Magensäure. Nicht immer ist dies wünschenswert, denn natürlich hat die Magensäure wichtige Aufgaben zum Beispiel Keime zu zerstören und damit den Bakterienwachstum im Dünndarm zu regulieren…
Auch die in einer Schmerztherapie eingesetzten Opiate nehmen Einfluss, in dem sie die Darmpassagezeit verändern.
Leidest Du bereits unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten, dann ist dies entweder bereits ein Hinweis einmal auf eine SIBO testen zu lassen oder die SIBO könnte in der Entstehung durch diese Unverträglichkeiten noch begünstigt werden.
Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Lactoseintoleranz, Fructosemalabsorption oder einer Glutenunverträglichkeit oder gar Zöliakie bleiben unverdaute Nahrungsbestandteile nämlich im Darm zurück und sind dann ironischerweise wunderbares Futter für das Wachstum von Mikroorganismen.
Ich durfte gerade einen tollen Vortrag von Dr. med. Vilmos Fux, dem ärztlichen Leiter des Labors Biovis Diagnostics hören, der bestätigte, dass bis zu 70 % der sogenannten Reizdarmpatienten eine SIBO haben.
Leider würde sie trotz der Häufigkeit oft nicht genügend diagnostiziert.
Die Diagnose wird heute meist recht kostengünstig über einen Atemgastest gemacht, der nach der Einnahme von Lactulose – das ist der Zuckeralkohol des Milchzuckers – durchgeführt wird.
Der Test ist tatsächlich sehr einfach durchführbar…wichtig sind allerdings die Maßnahmen, die vor der Testdurchführung zu beachten sind…im Grunde genommen die Vorbereitungen vor dem Test, damit der Test in seiner Aussage nicht verfälscht wird. Solche sind zum Beispiel…4 Wochen vorher keine Antibiotika zu Dir nehmen…oder 48 Stunden vorher keine Süßigkeiten oder Zucker zu essen.
Natürlich sind dies alles Maßnahmen, die Dein Arzt oder Deine betreuende Ernährungstherapeutin mit Dir im Vorfeld ausführlich bespricht.
Ebenso gehört die Auswertung des Testes in Fachhände und das Ergebnis solltest Du Dir von einem versierten Arzt oder einer DarmexpertIn erklären lassen, denn es gibt verschiedene zu diagnostizierende Typen der SIBO.
Wie ich Dir schon in vorherigen Folgen erzählt habe, sind sowohl Darm, als auch Haut wichtige Außenbarrieren. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass diese beiden Systeme eng miteinander verbunden sind.
Eine Dünndarmfehlbesiedlung zeichnet sich daher auch häufig auf der Haut in Form einer Schuppenflechte oder Rosacea ab, denn giftige Stoffwechselprodukte der Bakterien im Dünndarm beeinflussen Deine Haut.
Es ist daher recht wichtig die Diagnose der SIBO zu stellen und entsprechend zu behandeln oder die SIBO entsprechend auszuschließen…denn bleibt die Dünndarmfehlbesiedlung länger unentdeckt, kann es zu vielen Komplikationen kommen.
Allgemein werden alle Makronährstoffe…also Kohlenhydrate, Proteine und Fette dann schlechter an ihrem eigentlichen Ort dem Dickdarm verstoffwechselt und so kommt es nicht nur zu den genannten Reizdarmproblemen, sondern auch zu einer sehr schlechten Nährstoffversorgung. Toxische Abbauprodukte der Bakterien schädigen die Darmschleimhaut und es entstehen Entzündungen.
Auch ein Vitamin- und Mineralstoffmangel ist vorprogrammiert…vor allem ein B-12 Mangel mit Schwäche, Müdigkeit, Kribbeln und Taubheit in Händen und Füßen…und auch schlechteren Konzentrationsleistungen treten auf….sogenannter brain fog.
Neben massiven Unverträglichkeiten und entsprechenden gastrointestinalen Beschwerden sind dies nur einige Auswirkungen einer SIBO.
Die Behandlung der SIBO zielt dann ganz ursächlich darauf ab, die übermäßige Bakterienansiedlung im Dünndarm zu reduzieren und so die Symptome zu lindern. Dies stellt Therapeuten jedoch oftmals vor große Herausforderungen. Eine gezielte antibiotische Therapie ist kaum durchführbar, da bei einer SIBO eine Vielzahl unterschiedlichster Bakterienstämme im Dünndarm vorkommen und diese nicht selektiv behandelt werden können.
Im Bereich der Antibiotika greift man daher nur zu einem einzigen – dem Rifaximin- und stellt auch naturheilkundliche Maßnahmen mit pflanzlich antibiotisch wirkenden Therapeutika…sogenannten Phytotherapeutika in den Fokus. Diesen ist tatsächlich oftmals erfolgreich der Vorzug zu geben, denn man ist durch Kombination verschiedener Phytotherapeutika ebenso erfolgreich oder sogar erfolgreicher als mit dem Rifaximin.
Der Erfolg in der SIBO-Behandlung ist so eine Sache…
Denn, es gibt hohe Rezidivraten…also Rückfälle der SIBO. Dr. Vilmos Fux von Biovis Diagnostics berichtet von 13 % nach 3 Monaten und bis zu 44 % nach 9 Monaten.
Wenn Du mich fragst…das müssen wir unbedingt ändern…denn davon hängt so viel Lebensqualität ab!
Bei der Behandlung der SIBO zeigt sich einmal um so mehr, wie wichtig es ist, die Ursachen der Beschwerden zu erforschen und diagnostisch im Darm zu entdecken und nicht nur Symptome zu behandeln. Nur die ursächliche Therapie bringt Dich langfristig zum Erfolg und verhindert mit der eigenen Hartnäckigkeit Rezidive vorzubeugen…naja und ich hoffe, Du hast verstanden, dass die Behandlung des Symptoms Durchfall oder Blähungen alleine hier tatsächlich nicht zum Ziel führt.
Denn diese Art Blähungen – das habe ich eben schon erwähnt –lohnt sich nicht mit Schaumzerstörern wie Lefax oder Sab simplex zu behandeln… das bringt Dir als SIBO-PatientIn keine Besserung. Der Bauch bleibt aufgebläht, denn der Schaumzerstörer kommt im Dünndarm nicht zur Wirkung und die Luft dementsprechend einfach nicht raus aus dem Dünndarm. Der Trommelbauch bleibt.
Wenn Dir das bekannt vorkommt…aufgebläht sein zeitnah nach dem Essen und keine Besserung durch entblähende Medikamente…dann denke einmal über eine SIBO Diagnostik nach…
Wenn Du Fragen hierzu hast…oder Du einmal über Deine DARM DRAMEN sprechen möchtest…dann kontaktiere mich gerne…und wir gehen gemeinsam Dein DARM DRAMA an. Den Kontakt findest Du in den Shownotes oder auf meiner Webseite darmgluecklich.de.
Eine Ernährungsumstellung, bei der fermentierbare Kohlenhydrate reduziert werden, kann nicht nur ebenfalls hilfreich sein, um die Symptome zu kontrollieren, sondern ist zur Prophylaxe vor Rückfällen und um den Bakterien im Dünndarm die Nahrung zu entziehen unumgänglich. Eine Ernährungsumstellung auf FODMAP arme Lebensmittel ist empfehlenswert. FODMAPs nennt man fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole. Dabei handelt es sich um Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, die nicht im Dünndarm ins Blut aufgenommen werden, sondern weiter in den Dickdarm wandern, wo sie von den Darmbakterien fermentiert werden. Lass Dich hier auf jeden fall von einer ErnährungsberaterIn begleiten, denn die richtige Auswahl wird Dir auf jeden Fall helfen Deine SIBO zu bekämpfen.
Lass uns das noch einmal zusammenfassen:
Die SIBO ist eine Dünndarmfehlbesiedlung, bei der Bakterien im Dünndarm in zu großer Anzahl vorkommen. Die Dignose einer SIBO ist häufig nicht ganz leicht, obwohl die Diagnostik mit dem Atemgastest wirklich gut machbar ist…jedoch bei den Symptomen des Reizdarms nicht immer von Ärzten an eine SIBO gedacht wird. Eine rein symptomatische Behandlung hilft nicht..und die Zeit lässt die SIBO und die Symptome nur schlimmer werden.
Die Prognose einer SIBO hängt von der Schwere der Erkrankung und der zugrunde liegenden Ursache ab. In einigen Fällen kann die SIBO nach erfolgreicher Behandlung dauerhaft geheilt werden. Allerdings kann die Erkrankung bei einigen Patienten chronisch werden und wiederholt auftreten. Regelmäßige Nachuntersuchungen, eine gesunde Lebensweise – sowohl Ernährungstherapeutisch als auch mit gutem Stressmanagement – sind daher wichtig, um das Risiko eines erneuten Auftretens zu minimieren oder die Entstehung zu vermeiden.
Mein Fazit für Dich:
Die SIBO ist eine Erkrankung, die oft übersehen oder mit anderen Magen-Darm-Erkrankungen verwechselt wird. Eine genaue Diagnose und eine angemessene Behandlung sind jedoch entscheidend, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Bei Verdacht auf SIBO sollten geeignete diagnostischen Tests durchgeführt werden und eine individuelle Behandlungsstrategie mit einer versierten Therapeutin entwickelt werden.
Wenn Dir diese Folge gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Du auch beim nächsten Mal wieder einschaltest, wenn es eine neue darmglückliche Folge gibt.
Beim nächsten Mal geht es um unseren Darm in der zuckerhaltigen Weihnachtszeit…und die guten Vorsätze fürs neue Jahr.
Lass Dich überraschen!
Ich freue mich auf Dich
Deine Linda
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