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Ehe ich zu den gesundheitlichen Aspekten von Milch und der Verträglichkeit der Milchproteine komme, möchte ich einen Blick auf unsere Politik werfen…die unsere Milch sehr gerne subventioniert:
Die Entscheidung, die Ministerien für Landwirtschaft und Ernährung in einem einzigen Ressort zusammenzufassen, hat in den letzten Jahren kontroverse Diskussionen ausgelöst und wenn man darüber nachdenkt, löst das auch bei mir Unverständnis aus.
Oder meint ihr nicht auch, dass es hier einen massiven Interessenkonflikt geben muss und so die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigt? Wenn wir gute Ernährungsempfehlungen erhalten möchten, dann muss das unabhängig von Richtlinien für die Landwirtschaft sein.
Ich habe mich immer schon gefragt, wie es dazu kommt, dass die DGE – die Deutsche Gesellschaft für Ernährung – u.a. immer noch Milch zur Versorgung mit Calcium propagiert. Finanziert – und dies nur am Rande bemerkt – wird die DGE auch von besagtem Ministerium, in dem in den verschiedenen Gremien auch unglaublich viele Landwirte sitzen.
Die Landwirtschaft ist oft bestrebt, wirtschaftliche Interessen zu fördern, was manchmal zu einer Priorisierung von profitablen landwirtschaftlichen Praktiken führen kann, die nicht unbedingt mit einer gesunden Ernährung übereinstimmen. Der Einfluss der Lebensmittelindustrie auf politische Entscheidungen kann ebenfalls zu einem Verlust an Transparenz und unabhängigen Ernährungsempfehlungen führen.
Ein Thema in diesen Verflechtungen ist die Subvention der Milch. Von der Schulmilchinitiative bis hin zur Überproduktion von Milchpulver führt dies bei mir zu Kopfschütteln.
Die Schulmilchinitiative wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeführt, um Kindern eine gesunde und nahrhafte Ergänzung zu ihrer Ernährung zu bieten.
Vielleicht kennst Du es noch? Ich kenne das subventionierte Schulmilchangebot sowohl aus meiner eigenen Grundschulzeit…als auch aus der meiner Kinder. Weder ich noch meine Kinder haben übrigens die Schulmilch getrunken.
Natürlich fanden es viele Kinder ganz cool aus dem Unterreicht heraus zu dürfen, um das Milchkistchen beim Hausmeister für ihre Klasse zu holen…ich glaube das war es dann aber auch schon…meine mittlerweile erwachsenen Kinder berichteten mir bereits, dass der größte Teil der Getränke stehen blieb und bei uns auf den Elternabenden gab es auch immer große Diskussionen dazu.
Natürlich…Ursprünglich war die Schulmilch als Maßnahme zur Bekämpfung von Unterernährung gedacht und wurde in Deutschland 1933 eingeführt. Mittlerweile hat sich die Schulmilch aus meiner Sicht zurecht zu einem umstrittenen Thema entwickelt.
Kritiker argumentieren, dass die Subventionierung von Milchprodukten in Schulen nicht gerechtfertigt ist…Milch ist einerseits wirklich kein Getränk, längst in seiner gesundheitlichen Förderung umstritten und schon gar nicht berechtigt in Grundschulen aufzulaufen, wenn sie als zuckersüßer Kakao daherkommt. Es gibt bessere Optionen.
Ein Glück wird zumindest gezuckerte Milch im Schulmilchprogramm nicht mehr von unseren Steuergeldern gefördert und auch das Absatzförderprogramm für die Milchwirtschaft in den meisten Bundesländern mittlerweile geändert.
Denn natürlich war so eine Schulmilchinitiative ein Mittel zur Förderung der Milchindustrie ist, anstatt dem Wohl der Schüler zu dienen.
Die Milchproduktion hat in den letzten Jahren zu einer enormen Überproduktion geführt. Alleine in 2023 rechnet der Milchindustrieverband MIV mit knapp 1 Millarde zu viel hergestellter Rohmilch in Deutschland…
was macht man mit der Überproduktion? Milchpulver…
Ein Artikel aus der FAZ beschrieb bereits 2017, dass die Unterstützung notleidender Bauern zum größten Milchpulverberg seit 20 Jahren führte: 358.000 Tonnen lagerten damals in Europa schon an verschiedenen Orten.
500 Millionen Euro bekamen die Milchbauern in ihrer Existenznot an Unterstützung…die Milchberge blieben und bleiben, da der Absatz nicht da ist.
Der Export in Länder ohne Milchkuhwirtschaft steigt daher…ehrlich gesagt zu deren Unwohl, denn wenn Du meine Folge zur Laktoseintoleranz gehört hast, wirst Du Dich sicher auch fragen, was diese Länder – also afrikanische Länder, chinesische Länder – die aus der Evolutionsgeschichte heraus keine Laktose vertragen…was sollen die mit unserer Milch anfangen…wie sollen sie die Laktose vertragen…was macht das mit ihrer Gesundheit und ihrem Därmen…ganz zu schweigen und unabhängig von anderen fragwürdigen gesundheitlichen Aspekten der Milch.
Aber leider interessiert hier nur der Gewinn des Exportschlagers!
Milch gilt seit langem als ein essentieller Bestandteil einer gesunden Ernährung.
Oft gilt Milch als die ultimative Quelle für Calcium, das für den Aufbau und die Erhaltung starker Knochen und Zähne unerlässlich ist. Die Werbung und die Lebensmittelindustrie haben uns jahrelang glauben gemacht, dass Milch die beste und einzige Quelle für Calcium ist. Dies hat zu einem weit verbreiteten Glauben geführt, dass wir viel Milch trinken müssen, um unseren Calciumbedarf zu decken. Doch die Realität sieht anders aus.
Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass Milch konsumierende Länder eine höhere Dichte an Osteoporose – also Knochenschwund – aufweisen.
Milch enthält zwar viel Calcium – das stimmt – aber können wir dies tatsächlich durch Milch trinken nutzen? Tierische Proteine, wie sie in der Milch vorkommen, enthalten allgemein viele schwefelhaltige Aminosäuren…Aminosäuren sind die kleinsten Bestandteile von Eiweißen. Wenn diese tierischen Eiweiße abgebaut werden, entstehen dabei Säuren.
In unserem Körper gibt es einen gut ausgeglichenen Säure-Base-Haushalt. Wenn dieser durch Säuren überlastest wird, versucht unser Körper den Säure-Base-Haushalt wieder auszugleichen. Calcium wird hier genutzt, um die Säuren zu neutralisieren…und daher steht das Calcium für unsere Knochen weniger zur Verfügung.
Günstiger als Calcium aus der Milch sind andere Nahrungsquellen, denn es gibt auch pflanzliche Nahrung die reich an Calcium ist: Grünkohl, Brokkoli, Mandeln, Sesam, Tofu und sogar einige Fischarten enthalten eine beträchtliche Menge an Calcium. In der Tat können pflanzliche Lebensmittel oft genauso viel oder sogar mehr Calcium liefern als Milchprodukte, ohne die möglichen gesundheitlichen Risiken, die mit dem Milchkonsum verbunden sein können. Da pflanzliche Nahrungsmittel allgemein basisch im Körper wirken, kommt es hier auch nicht zu einer Übersäuerung, bei der das Calcium wieder seinem ursprünglichen Wirkort entzogen wird.
Angesichts der wachsenden Bedenken hinsichtlich Nachhaltigkeit, Tierwohl und Gesundheit stellt sich die Frage, ob ein Milchkonsum in der heutigen Zeit noch sinnvoll ist.
Milchprodukte sind nicht nur oft mit Fett und Cholesterin beladen, was zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen kann. Darüber hinaus können Laktoseintoleranz und Milchallergien bei vielen Menschen zu Verdauungsproblemen und Unwohlsein führen.
Über die Laktoseintoleranz habe ich schon in der letzten Folge berichtet.
Falls Du auch Probleme mit Nahrungsmitteln hast, Du unter Reizdarmproblematiken leidest oder sogar schon eine Autoimmunerkrankung entwickelt hast…dann sprich mich gerne an. Den Kontakt findest Du in den Shownotes und wir sprechen gerne in einem kostenlosen Erstgespräch über Dein persönliches Darm-Drama.
Kommen wir zurück zu den Unverträglichkeiten auf das Milchprotein. Neben der fehlenden Verträglichkeit auf den Milchzucker, also die Laktose, gibt es Menschen, die das Milchprotein nicht vertragen.
Schauen wir uns dies einmal genauer an, wieso das so ist!
Typische Smyptome einer Milchallergie sind u.a. bläschenartiger Nesselausschlag, Exzeme, Enzündungen der Haut mit Juckreiz, Schwellungen, aber auch die üblichen Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall. Selten kann es auch zu Atembeschwerden und einem Blutdruckabfall kommen.
Die Symptome zeigen sich häufig im Kindesalter, wenn Kuhmilch in die Ernährung eingeführt wird. Das Kuhmilcheiweiß besteht zu etwa 80 % aus Kasein und zu etwa 20 % aus dem Molkeneiweiß. Es können Allergien auf Molkeneiweiße oder auch Allergien auf die Kaseine der Milch auftreten. Häufig gibt es auch eine Mischform.
Mit verschiedenen Tests kann die Milchallergie abgeklärt werden. Über einen Bluttest können allergenspezifische IgE Antikörper untersucht werden. Über einen Hauttest kann auch die Reaktion auf der Haut getestet werden.
In meiner Beratung habe ich es immer mit Erwachsenen zu tun, die aus ihrem Empfinden ganz plötzlich und aus dem Nichts heraus auf Nahrungsmittel reagieren. So ist auch eine plötzliche Unverträglichkeit von Kuhmilch nicht selten, wenn die Darmbarrieren geschädigt sind. Denn nicht selten ist ein löchriger Darm die Ursache dafür, dass Dein Immunsystem auf Nahrungsmittelbestanteile wie das Kasein reagiert. Typischerweise ist übrigens, dass bei einer Unverträglichkeit auf das Kasein die körperlichen Reaktionen häufig erst verzögert auftreten…also meist nicht unmittelbar nach dem Verzehr wie bei der Laktose, sondern erst bis zu 72 Stunden danach.
Da Milch in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist, können diese Probleme häufig sehr unterschwellig auftreten und werden häufig nicht so ganz Ernst genommen. Viele meiner KundInnen ertragen oder akzeptieren die Reaktionen ihrer Körper mehrere Jahre, bis sie sich auf den Weg zur Ursachenforschung machen.
Wer aber einmal der Sache auf den Grund gegangen ist und seine Darmbarriere wieder in Ordnung gebracht hat…der weiß erst, wie fit man sich wieder fühlen kann, wenn die Ernährung angepasst wurde und die Nährstoffe in der intakten Darmbarriere wieder zum Einsatz kommen können.
Im Gegensatz zur Lactoseintoleranz, bei der lactosefreie oder -arme Milchprodukte gegessen werden können, sind bei einer Allergie oder Unverträglichkeit auf das Milcheiweiß, das Kasein, alle Milchprodukte nicht verträglich. Alle? Naja…das stimmt auch so nicht ganz…denn beim Kasein gibt es auch noch Unterschiede…
Vor ca. 2000 Jahren unterlagen unsere Kühe im nordalpinen Raum einer punktuellen Genmutation. Statt des bisherigem A2-Beta-Casein wurde nun A1-Beta-Casein gebildet. Die Verdauung des A1-Beta-Casein führt jedoch bei uns zu einem nicht gut verträglichen Protein, dem Beta-Casomorphin. Dieses kann in unserem Körper an verschiedenen Stellen eine Immunattacke auslösen und schlecht vertragen werden…vor allem dann, wenn die Darmbarriere nicht intakt ist.
Da A1 Milchkühe wie das Gefleckte Holsteinrind aber robuster sind, werden sie von Milchbauern bei uns in Mitteleuropa bevorzugt eingesetzt. A2-Milchkühe sind die Rinderrassen: Guernsey, Brown-Suiss und Weißblaue Belgier. Mit der Mischung der Milch in den produzierenden Betrieben können wir heute jedoch immer davon ausgehen, dass wir es immer mit einer A1 und A2 Mischmilch zu tun haben. Tatsächlich gibt es aber mittlerweile Betriebe die reine A2 Milch wieder produzieren.
Für viele meiner KundInnen sind als tierische Alternativen ggf. Ziegen- und Schafsmilch zu finden, wenn es sich nur um eine Unverträglichkeit des A1 Beta Caseins handelt, denn Ziegen und Schafe unterlagen nicht dieser Genmutation und sind daher oftmals verträglich für Menschen mit dieser Art von Unverträglichkeit. Natürlich stehen diverse pflanzliche Alternativen wie Hafer- Mandel- und Hanfmilch bereit.
Oftmals beeinflusst auch eine Hitzeeinwirkung die Verträglichkeit der Milch. Viele Milchallergiker vertragen sogenannte H-Milch besser als die frische Milch. H-Milch wird kurz auf 150 Grad Celsius erhitzt um direkt anschließend auf nur 5 Grad heruntergekühlt zu werden. Die Eiweiße erhalten dadurch eine andere Struktur und sind dadurch besser verträglich. Hitzeempfindliche Vitamine sind allerdings deutlich geringer enthalten.
Eine Milchkarenz – also ein Verzicht auf Milchprodukte – ist bei einer Unverträglichkeit des Milcheiweißes für zunächst ein paar Monate notwendig, damit sich die löchrige Darmwand wieder regenerieren kann. Danach können Milchprodukte langsam ausgetestet werden.
Aus Erfahrung ist eine Begleitung durch eine Ernährungsberaterin sinnvoll, da sich meist andere Unverträglichkeiten noch mit einreihen und zuvor über eine Stuhlanalyse sich ein Bild von der Darmbarriere gemacht werden sollte.
Unverträglichkeiten sind ein sehr komplexes Thema und sehr vielschichtig. Eine bessere Aufklärung und vor allem ein ehrlicher Umgang mit den Tatsachen wäre wünschenswert…auch von unserer Politik.
Ich hoffe, ich konnte Dir mit ein paar meiner Gedankengänge ein wenig Licht ins Dunkle bringen und ich freue mich, wenn Du beim nächsten Mal wieder einschaltest, wenn wir uns weiter um die Darmgesundheit kümmern.
In der nächsten Folge geht es um Gluten und wir gehen der Frage auf den Grund, ob das nun wirklich ein Hype ist glutenfrei zu essen oder ob das Sinn macht.
Ich freue mich auf Dich
Deine Linda
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